Gen Z Mitarbeiterin in einer Produktionshalle schaut nach ihrem Schichtplan

Schichtarbeit neu denken – Was Gen Z heute wirklich will 

28.10.2025 Joanna Rosskamp

„Die Generation Z will nicht arbeiten.“

Das ist eine Behauptung, die sich hartnäckig hält. Dabei zeigen Studien längst: Junge Menschen arbeiten heute sogar mehr als frühere Generationen im gleichen Alter. Aber: Sie arbeiten anders. Und genau das stellt viele Unternehmen mit Schichtsystemen vor eine große Herausforderung.

Gen Z arbeitet mehr als frühere Generationen

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Erwerbsquote der 20- bis 24-Jährigen seit 2015 um mehr als sechs Prozentpunkte auf rund 76 Prozent gestiegen – der höchste Stand seit etwa 30 Jahren. Dabei gibt es einen besonders starken Anstieg bei Studierenden, die heute viel häufiger neben dem Studium arbeiten als früher. Hinzu kommt, dass die Vollzeitquote unter jungen Menschen ebenfalls höher ist als vor einigen Jahrzehnten.

Die Behauptung, dass Gen Z nicht arbeiten möchte oder faul sei, ist durch Studien nicht belegt. Das Gegenteil ist der Fall: Die Zahlen zeichnen ein deutlich anderes Bild als das gängige Vorurteil. Sie zeigen eine engagierte, arbeitswillige Generation.

Doch gerade im Alltag der betrieblichen Realität, etwa im Schichtdienst, stoßen viele junge Mitarbeitende trotzdem an ihre Grenzen. Denn trotz Motivation und Einsatzbereitschaft brechen viele das Arbeitsverhältnis frühzeitig wieder ab. Warum ist das so?

Warum junge Mitarbeitende oft schnell wieder abspringen

Der Fachkräftemangel in Pflege und Betreuung ist weithin bekannt. Doch auch jenseits dieser Bereiche, überall dort, wo im Schichtdienst gearbeitet wird, zeigt sich ein ähnliches Bild: In Kitas, im Handel, in der Produktion oder Logistik werden qualifizierte Mitarbeitende zunehmend zur Seltenheit. Viele junge Beschäftigte starten engagiert in den Beruf, beenden das Arbeitsverhältnis jedoch bereits im ersten Jahr. Studien zeigen, dass sich viele Beschäftigte bereits in der sogenannten „Anpassungsphase“ – den ersten fünf Jahre in im Schichtdienst – einen anderen Job suchen. Manche von ihnen verlassen das Unternehmen sogar bereits im ersten Jahr.

Allgemein auffällig ist die hohe Fluktuation im sozialen Bereich: Allein 2022 wechselten rund 241.000 Beschäftigte im Sozialwesen ihren Job, was einen deutlichen Anstieg gegenüber 2009 darstellt.

Die Gründe für die hohe Abbruchquote sind vielfältig:

  • Unzufriedenheit mit Arbeitszeitmodellen: Nur ein geringer Anteil der Schichtarbeitenden ist mit den Arbeitszeiten zufrieden. Unflexible oder kurzfristig geänderte Schichtpläne erhöhen die Belastung. Vor allem in Industrie, Gesundheitswesen oder bei Polizei und Rettungsdiensten ist die Belastung durch Schichtarbeit ein häufiger Auslöser für vorzeitige Kündigungen.
  • Fehlende Mitbestimmung: Schichtpläne, die ohne Einbeziehung der Beschäftigten erstellt werden, führen zu höherer Unzufriedenheit und Fluktuation.
  • Mangelnde Wertschätzung und schlechte Bezahlung: Besonders im sozialen Sektor sind niedrige Löhne („Care Pay Gap“) und fehlende gesellschaftliche Anerkennung ein häufiger Kündigungsgrund. Auch in anderen Branchen zeigt sich ein ähnliches Bild: Laut der INFORM-Studie zu Deskless Workers im produzierenden Gewerbe zählen fehlende Wertschätzung (71 %) und schlechte Bezahlung (77 %) zu den Hauptgründen für Kündigungsabsichten. Entscheidend ist dabei nicht nur das Gehalt selbst, sondern auch die Art der Kommunikation und die erlebte Anerkennung durch den Arbeitgeber.
  • Unflexible Kommunikationswege (z. B. Dienstpläne am schwarzen Brett), und kein Zugang zu digitalen Tools, die sie aus ihrem Alltag gewohnt sind.
  • Soziale und familiäre Nachteile: Schichtarbeit erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, beeinträchtigt das Sozialleben und führt zu familiären Konflikten.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Abbruchquote besonders im ersten Jahr hoch ist, da die gesundheitlichen und sozialen Belastungen in der Anfangsphase als besonders gravierend empfunden werden. Die Einstiegshürden wirken abschreckend – und lassen sich nicht allein mit mehr Geld lösen, sondern erfordern ein Umdenken, denn: Internationale Vergleiche zeigen: In Ländern mit besseren arbeitsrechtlichen Standards, flexibler Schichtplangestaltung und mehr Partizipation sind die Abbruchquoten deutlich niedriger.

Was häufig als mangelnde Leistungsbereitschaft der Gen Z interpretiert wird, ist in Wahrheit ein klares Signal für einen Wertewandel.

Wertewandel statt Arbeitsverweigerung: Was die Gen Z wirklich will

Die Gen Z legt, im Vergleich zu älteren Generationen wie den Babyboomern, spürbar mehr Wert auf mentale Gesundheit und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das heißt aber nicht, dass sie weniger arbeiten möchte. Vielmehr stellt sie andere Prioritäten: Flexibilität, Verlässlichkeit und ein Arbeitsumfeld, das ihre Lebensrealität ernst nimmt. Studien zeigen: Die Bereitschaft, „Höchstleistungen“ um jeden Preis zu erbringen, ist bei der Gen Z geringer (43% vs. 63% bei Babyboomern). Dahinter steht kein geringerer Einsatz, sondern ein anderes Verständnis davon, was gesunde Leistung bedeutet.

Was deswegen oft übersehen wird: Diese Generation ist nicht weniger leistungsbereit, sie stellt nur andere – berechtigte – Fragen. Etwa:
 

  • Wie kann ich meine Freizeit verlässlich planen? 
  • Warum muss ich Urlaub auf Papier beantragen? 
  • Werde ich als Mensch gesehen oder nur als Ressource im Schichtplan?

Solche Erwartungen treffen auf Prozesse, die vielerorts noch analog, unflexibel und intransparent ablaufen. Wenn junge Bewerber:innen beim Vorstellungsgespräch erfahren, dass Urlaubsanträge per Post-it gestellt werden, ist die Reaktion nachvollziehbar: „Wo bin ich hier gelandet?“

Gen Z: Zwischen Leistungsdruck und Lebensrealität

Während ein Teil der Politik fordert, die Deutschen müssten „wieder mehr leisten“ und warnt vor zu viel Life-Life-Balance, setzen junge Menschen andere Prioritäten. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ihre Lebensrealität es verlangt. Wer Schichtdienste leistet, Familie unter einen Hut bringen muss und mit knappen Personalressourcen kämpft, braucht keine moralischen Appelle, sondern bessere Bedingungen. Studien und auch die Praxis zeigen: Gerade in Berufen mit hoher Belastung wird heute schon mehr gearbeitet, als viele wahrhaben wollen – mit Millionen unbezahlter Überstunden.

Der Wunsch nach Work-Life-Balance ist kein Zeichen von Faulheit, sondern Ausdruck eines Bewusstseins: Nur wer gesund und motiviert bleibt, kann langfristig Leistung bringen.

Digitale Lösungen, die wirklich ankommen

Viele der Herausforderungen, mit denen junge Mitarbeitende im Schichtdienst konfrontiert sind, lassen sich nicht kurzfristig lösen. Doch erste Schritte können viel bewirken. Wenn Informationen zuverlässig zugänglich sind, Schichtpläne planbar werden und Mitbestimmung möglich ist, verändert das die tägliche Arbeit spürbar. Vor allem dann, wenn solche Lösungen verständlich, intuitiv und mobil gestaltet sind. Sie helfen nicht nur beim Ankommen im neuen Job, sondern schaffen die Grundlage für Vertrauen, Orientierung und langfristige Bindung.

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Joanna Rosskamp

Joanna Rosskamp

Marketing Managerin

Joanna Rosskamp ist seit Januar 2025 als Marketing Managerin im Bereich Workforce Management bei INFORM tätig. Ihr Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der Website, der Umsetzung von SEO-Maßnahmen sowie der strategischen Bespielung von LinkedIn. Darüber hinaus betreut sie Webinare und interne Schulungen mit technischer Präzision und klarer Struktur.